Afrika Saga 02 - Feuerwind by Stefanie Gercke

Afrika Saga 02 - Feuerwind by Stefanie Gercke

Autor:Stefanie Gercke [Gercke, Stefanie]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2013-11-01T04:00:00+00:00


18

Ein Warzenschwein brach vor ihr aus dem Busch, für einen kurzen Augenblick war der Rhythmus ihres Laufs gebrochen, und Lulamani strauchelte, fing sich aber und hetzte weiter über den Weg, sprang von Stein zu Stein, sicher und geschwind wie eine Antilope, denn sie rannte um ihr Leben. Als sie vor sich einen alten, verschlungenen Feigenbaum erblickte, kletterte sie blitzschnell bis in die Krone und klammerte sich fest. Zitternd knotete sie die Kordel fester um das Hemd, das ihr in nassen Falten am Körper klebte, und wischte sich mit dem Handballen die Augen trocken. Heftig kratzte sie die infernalisch juckenden Mückenstichen an Hals und Armen. Dann wechselte sie den Griff an dem Ast und lehnte sich vor. Nach einem Wolkenbruch war der Wildpfad unter ihr verschwunden, stattdessen plätscherte dort ein Bach, und Schlamm und Geröll hatten ihre Spur verwischt.

Für einen Augenblick verspürte sie Erleichterung, die aber sogleich verflog, als sie daran dachte, wer sich an ihre Fersen geheftet hatte.

Die besten Spurenleser des Landes verfolgten sie, dessen war sie sich sicher. Der König schickte nur die Besten, und hatten diese Männer erst ihre Fährte gefunden, würden sie die nicht einmal in einem reißenden Fluss verlieren, und der Trick, dass sich ihr Opfer über eine weite Strecke durch die Bäume hangelte, war ihnen nicht neu. Ihre Angst würden sie als hauchzarte Erschütterung der Luft wahrnehmen, als wäre sie ein Schmetterling, der sich in einem unsichtbaren Spinnennetz verfangen hatte und heftig mit den Flügeln schlug. Sie würden diese Angst riechen und sie mit unerbittlicher Zielstrebigkeit einkreisen. Letztlich konnte sie ihnen nicht entkommen. Die Spinne würden den Schmetterling fressen.

Das Wissen sickerte wie lähmendes Gift durch ihre Adern. Ein Zittern erfasste ihren Körper, ein tiefes Beben, das von innen kam und sich in Wellen in ihr ausbreitete. Sie glitt auf der glatten, grauen Rinde aus, verlor den Halt, rutschte am Baum herunter und fiel in einen Busch. Ein großer Ast brach unter ihrem Aufprall, und fingerlange Dornen bohrten sich in ihr Fleisch. Sie schluckte einen Schmerzensschrei herunter, löste sich vorsichtig von den Dornen und rappelte sich wieder auf. Sie sah an sich herunter. Aus einem tiefen Riss im Arm und vielen kleineren Wunden strömte ihr Blut, auch auf dem durchnässten Hemd blühten rote Flecken. Sorgfältig schmierte sie erst Schlamm auf ihre Wunden, um die Blutung zu stoppen, und dann auf die frische Bruchstelle am Baum, um sie zu verstecken. Das Blut auf den Dornen wischte sie mit einem Hemdzipfel ab. Doch sie zweifelte, ob ihre Jäger sich so täuschen ließen.

Seit gestern war sie auf der Flucht, hatte außer einer Hand voll Mopaniraupen nichts gegessen und kaum getrunken, aber in den Pfützen stand Regenwasser. Sie legte sich der Länge nach hin und schlürfte vorsichtig, um den Grund nicht aufzuwühlen, das klare Oberflächenwasser. Als sie getrunken hatte, horchte sie mit geneigtem Kopf, ob sie noch allein im Busch war. Zikaden schrillten, schläfrige Vogelrufe waren zu hören und das eintönige Lied der Baumfrösche. Buschmusik, nichts Ungewöhnliches. Sie richtete sich auf.

Aber dann hörte sie es. Ein Geräusch, das nicht zu dieser Buschmusik gehörte.



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